Back again? Ja, back again! Ich bin wieder aufgetaucht. Nach einer kräfteabsorbierenden, zeitintensiven Endspurtphase des Buchschreibens ist das Projekt Nummer X abgeschlossen, Nummer Y schleicht bereits um die Ecke, während Z versucht, die Unaufmerksamkeit meiner Schreibtisch-Aufräum-Phase zu nutzen, um sich klammheimlich vorzudrängeln.
Ob mich der Andrang stört? Nein, ganz und gar nicht. Auch die zwei, drei Ideen-Silhouetten am Horizont sind eigentlich genau nach meinem Geschmack. Aber ich werde wohl durchgreifen und Präferenzen setzen ... oder an mehreren Projekten parallel arbeiten müssen ... Egal! Hauptsache ist für mich, Prickelndes und Herausforderndes bearbeiten zu können. Full power. Halbe Sachen sind nicht meine Welt. Eine, nur eine einzige persönliche Prämisse habe ich mir selber gesetzt: Trotz der Arbeitsberge auf dem Schreibtisch muss es mir immer möglich sein, irgendwo eine tägliche Dosis Bewegung einzubauen. Ich will slowjoggen. Ich will!
Funktioniert das nicht, komme ich ins Stolpern, mutiere wechselnd zum Griesgramgrautsch oder Häufchen Elend, unglücklich, unausgeglichen, in Grrr-Laune.
Doch nicht allein das garantierte Stimmungsgefälle durch Streichung der essentiellen Slowjogg-Dosis ist dabei ein Knackpunkt. Auch rein physisch wird es riskant: Rückenschmerzen, Knieschmerzen, miserable Schlafqualität, um nur einige Beispiele
zu nennen. Ja, Sie lesen korrekt: Ich habe Knieschmerzen, weil ich nicht slowjogge. Meine seit Jahrzehnten lädierte Wirbelsäule switcht zudem garantiert in den Streikmodus. Hätten Sie Lust auf eine gesicherte Portion Aua! Autsch! Oh! Puh? – Nein? Sehen Sie, ich auch nicht. Verzichte dankend. Und deshalb: Ich will und muss die arbeitstechnisch bedingte Bewegungsarmut kompensieren. Dann geht es mir gut.
Das Training meiner Baubestandteile, der Grundkonstruktion meines Körpers ist dabei definitiv nur ein Bonuspunkt.
Dieser Slowjogg-Laufstil mit der hohen Schrittfrequenz, dem Lächeln im Gesicht, dem geraden Rücken und lockeren Schultergürtel, dem Blick in die Ferne, an den Horizont ist - je nach Tag - ebenfalls ...
... eine intensive Ankurbelung der Gehirnaktivität: Gedanken, die in Kreisverkehren feststeckten, finden Ausfahrten und können
wieder Geschwindigkeit aufnehmen. Ideen kommen, Problemknoten platzen.
... eine Bewegung des Kopfes in ein Ruhe-Stadium: Konzentration auf Laufrhythmus, Atmung, Landschaft, Gerüche aus Fenstern, Motorengeräusche eines Autos, dass sich nähert, an einem vorbeifährt, dann verstummt, das Tapp-Tapp-Tapp der Schuhsohlen auf dem Untergrund ... Nur wahrnehmen, den Rest einfach mal ausblenden. Eindrücke und Ruhe ohne Verpflichtungen geniessen.
Es gleicht einer Meditation in Bewegung. Das klingt nach Om!-Sitzung im Lotossitz? Und wenn? Unbedeutend! Hauptsache: Slowjoggen gehen und sich gut fühlen, alleine entscheiden, welcher Grund einen persönlich antreibt, zu tun, was man tut: Gesundheitsprävention? Vorbereitung auf einen Marathon? Bewusste Verbesserung der eigenen Lauftechnik? Gewichtsreduktion? Stressreduktion? ...
Eines ist Slowjoggen immer, das werden Sie merken: Gute-Laune-Garant!
Denn Slowjoggen bewirkt nachgewiesener Massen eine überdurchschnittlich hohe Ausschüttung der körpereigenen Drogen, die uns auf Wolken schweben lassen, uns high machen. Ja, Slowjogger gehören im Grunde genommen in die Klasse der Junkies. Ihr Vorteil: Sie müssen keinen Dealer aufsuchen, um sich ihren Stoff zum Glücklichsein zu besorgen. Sie ziehen einfach ihre Flöhchen-Schuhe an, laufen los und starten die Eigenproduktion der Substanzen, die sie fliegen lassen, geniessen ihr sogenanntes Runner's High (mehr zu diesem Hochgefühl bald im Abschnitt Aha-Erlebnisse! Puzzle-Teile.).
Apropos Eigenproduktion: Ich sollte jetzt dringend besagte Schreibtisch-Aufräumphase abschliessen, mich den kleinen, ungeduldigen Projekt- und Ideen-Dränglern widmen und neue textliche Eigenproduktionen erarbeiten.
Aber - Komme was wolle! - gegen 14 Uhr heisst es: Tägliche Slowjogg-Dosis abholen. Körper-Baubestandteile trainieren, Kopf lüften, Glücksgefühl bunkern. Junkieleben leben.
Und wie sieht Ihre Planung aus?
Wann gehen Sie sich heute, morgen und übermorgen Ihr Runner's High abholen?
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